Jeder schreibt für sich allein

Nach seinem letzten Film ,Fabian‘ hat Dominik Graf das Thema weiter erforscht. Im ,Fabian‘ spielt Tom Schilling ein Alter-Ego von Erich Kästner im Deutschand Anfang der 1930er. Kästner hat es vorgezogen, seinen Helden ertrinken zu lassen: Nicht in den bedrohlich ansteigenden Nazi-Fluten, sondern bei einer selbstlosen Rettungsaktion in einem Fluss. Aber was ist mit Kästner selbst? Der ist ja wohl „geblieben“?

Was wurde aus denen, die geblieben sind? Dominik Graf stützt sich auf die Erkenntnisse des Literaturforschers Anatol Regnier. Der Film präsentiert seine Funde über Gottfried Benn, Klaus Mann, Erich Kästner, Hans Fallada (auf dessen kurz vor dem Tod geschriebenen Roman ,Jeder stirbt für sich allein‘ sich der Filmtitel bezieht) und andere mehr.

Dominik Graf: „Anfangs unterschätzen sie die Entwicklung oder sie sind einverstanden mit ihr, sie glauben, es würde alles nicht so schlimm, sie bitten, sie betteln, sie sind blind, sie geben sich dem Größenwahn hin, sie veröffentlichen anonym, sie verfallen Alkohol und Rauschgift, sie fallen in Schweigen, sie werden von Goebbels befohlen in KZs gequält, sie sterben – fast jeder für sich allein, einzelne als versammelte Familien, Hand in Hand, mit aufgedrehtem Gashahn auf dem Küchenboden. Jedes Schicksal ist anders, hat unterschiedliche Motive, zeigt unterschiedlichen Verlauf.“

Pressestimmen
Die Doku sei "eine Hommage an die Schöpfungs-, aber auch Zerstörungskraft von Kunst, die eben nicht nur als Spiegel, sondern als Treiber von Kultur verstanden wird", findet die taz und bezeichnet sie als "faszinierend".
Der NDR beschreibt die Dokumentation als "aufschlussreich" und "geradezu poetisch".
Ein Interview mit Regisseur Dominik Graf gibt es dazu bei Deutschlandfunk Kultur.

Film & Psychoanalyse
Am Sonntag, 9. Juni um 11 Uhr präsentiert Dipl. Psych. Gabriele Teckentrup den Film.